Im Rausch der Künste.
Flüchtig, vergänglich und immer einmalig, wie das Leben
Ein Essay über die interaktive und performative Ausstellung: „Nataliy Schenkmann „L’actrice“ und Viktor Lee“ „Terrible Behaviour“ mit der S/KO – Die Schauspielschule Koblenz für die Kunsttage am 03.11.2019
Das Terrakottagelbliche Gemäuer verliert sich zwischen wildem Laub der Bäume. Nostalgisch alt und grau öffnet sich ein Eisengusstürchen in eine lange Enfilade der Räumlichkeit aus wilden Trauben. Wir sind schon da.
Konradhaus, seit vielen Jahren ein bekannter Ort der theatralischen Kunst im ältesten Teil von Koblenz Ehrenbreitstein-Dahl. Der Ort erlebte die blühende Zeit in der Barockepoche. Die Epoche, in der die Grenzen zwischen Theater und Malerei verschwimmen und ein gemeinsames Kunstwerk erschaffen.
Als eine Form der Unterhaltung war es sehr populär: „Lebende Bilder“
Das Konzept der Ausstellung Nataliy Schenkmann „L’actrice“ und Viktor Lee „Terrible Behaviour“ wurde der Form „Tableau Vivant“ als Grundlage nachempfunden, aber neu interpretiert und modern verarbeitet.
Das Konzept und kuratiert: Nataliy Schenkmann
Regie: Arina Horre
Texte: Victor Lee
Schauspieler: Victor Lee und Timo Maar
Tanz: Annika Höfer
Malerei: Nataliy Schenkmann
Malerei: Viktor Lee.
Licht und Aufbau der Ausstellung: Tim Schaady
Durch die Künstler gewinnt das Thema Theater Stärke durch Engagement der Künstlerin Nataliy Schenkmann und Künstler Viktor Lee, sie entfalten das Thema mit ihrer Gestik und seinem Körper und Kleidung.
Die personalisierten Werke zeigen die Ansichten verschiedener Generationen.
Effektvolle Inszenierung und Übergang zur Bühnenform als Kern der Ausstellung und nach der Ausführung die Rückkehr zur Bildenden Kunst.
Nataliy Schenkmann empfängt die Besucher mit Stocktheatermaske und dem Satz „Wir tragen alle unsere Masken. Die ganze Welt ist ein Theater, wo erleben wir echte Gefühle, nur auf der Bühne und in den Bildern.“ Die Künstlerin arbeitet mit Porträtmalerei, als psychologische Darstellung der Persönlichkeit. Besonders geht es um die Darstellung der Augen, als Spiegel der Seele. Die lauten Pinselstriche, spielend mit Lichtern, tendierten zur akademischen Malweise und stehen in Auseinandersetzung mit dem Augenbild von Viktor Lee, er malt grafisch und expressiv und stellt das Auge als selbstständiges Wesen vor.
Vierundzwanzig Gemälde bereitete Nataliy Schenkmann für die Ausstellung vor und zeigt die Porträts und Bilder von fünf Künstlerinnen:
Annika Woyda,
Elvira Clément,
Inge Jäger,
Arina Horre,
Anja Bogott.
Annika Woyda ist eine bekannte Schauspielerin. Sie porträtiert für die Gemälde in verschiedenen Rollen: Tanz der Salome: Im Rampenlicht, Die Zauberin von Ehrenbreitstein, Auf dem Recamière, Brentano Poesie. Die Bilder zeigen die Vielseitigkeit der Person und die Verwandlungsprozesse in der Schauspielerei. Jede Rolle betrifft eine Personalisierung. „Ich lasse die Rolle durch mich gehen und dann erschaffe ich einen Charakter für die Rolle“ sagt Annika Woyda. Sie ist sehr graziös und fasziniert. In Rolle Salome verschwindet das zarte Wesen von Annika und es kommt eine gefährliche Schönheit auf die Bühne.
Das Porträt von Malerin Elvira Clement „Die Essenz des Tango“ zeigt Nataliy Schenkmanns andere Seite oder eine andere Rolle von Elvira: Sie ist eine faszinierende und begabte Tänzerin. Gebeugt wie ein Blumenstengel steht Ihr Körper im Bild. Sie ist sehr kokett und zierlich.
Künstlerin Inge Jäger steht im Bild in einer Rolle, welche die zweite Seite ihres Charakters ist. Die Naturkennerin. Die glitzernden blaue Augen strahlen eine warme und breite Aura aus. Sie versinkt in Blumen und dem Weiß ihrer Bluse.
Ungewöhnlich ruhig und mit zurückhaltendem Blick erscheint Arina Horre – eine starke und kreative Regisseurin, Autorin und die Direktorin der Schauspielschule in Gemälde „Arina“ von Nataliy Schenkmann.
Anja Bogott als eine Protagonistin der Bilder von Nataliy Schenkmann erscheint sehr oft. Warum? Die Rothaarige mit sehr starker Persönlichkeit und fast männlichem Charakter, Keramikerin und Zeichnerin fasziniert Nataliy Schenkmann als eine Mischung aus purer Weiblichkeit und männlicher Stärke.
Alle porträtierten Künstlerinnen sind in der Kunstszene von Ehrenbreitstein tätig. Ehrenbreitstein als Bühne sehen wir in drei Gemälden: Der Marstall, die Buschmannhäuser und der Besuch einer Nixe auf dem Kapuzinerplatz. Die Barockarchitektur selbst mit ihren prächtigen architektonischen Elementen ist die Kulisse der Kunsttage. Die Pracht des Barock erscheint in Formen der weiblichen Figur im Bild „Maske“.
Masken: eine falsche Erscheinung, ein Schutz vor Realität. Im Bild „Besuch einer Nixe auf dem Kapuzinerplatz“ inszeniert Nataliy Schenkmann ein sitzende junge Dame mit Monokel in viktorianischem weißen Kleid, mit zartem und geheimnisvollem Augenblick schaut sie aus dem Bild auf uns. Die Epoche Poesie und Mystik.
Das Bild „Die Aktrice“ zeigt eine schöne weibliche Figur in japanischem Kimono im weißen Licht der Transzendenz.
7. Bilder aus Serie -Die Berührung der Frau- zeigen das exaltierte Verhalten einer Frau beim Handygeschpräch. Die Bilder entfalten Symbolik der Gestik.
Das Wort: Akteur oder Aktrice haben Bedeutung als Handelten
Die Ausstellung Nataliy Schenkmann „L’actrice“ verbindet mit den Bildern von Viktor Lee „Terrible Behaviour“ eine theatralische Gestik, eine Transformation von Bildender Kunst, wo die Bilder aus der Handbewegung entstanden, Farbe und Leinwand sich bewegen und über Körper und Stimme Bilder entstehen: Regie von Arina Horre
Timo Maar trägt einen Monolog aus Shakespeares Hamlet vor. Die leise starke Stimme bricht die Luft und ein gymnastischer Tanz von Annika Höfer verstärkt die Wahrnehmung des Textes. Das fast statische Verhalten von Timo Maar mit vibrierender Stimme wird eingerahmt und verstärkt mit kraftvollen Bewegungen von Annika Höfer. Ein Bild von Kampf und Protest, Verletzung. Bewegtbilder und unsere Körper bringen uns über die Grenzen unseres Denkens.
Instrumentalisierte Sprache und Subjektivität bringt den emotionalen Ausbruch in die Texte von Viktor Lee. Er platziert sich auf der Bühne auf weißer Liege, in seiner Position mit einer Gestik in der Symbolik von Dichtern aus Brentanos Epoche. Im langen schwarzen Rock, lange schmale und zerbrechliche Figur, genau wie eine sensible Seele: „Ich bin satt“ endet er seinen Monolog und geht zu seinen Bildern. Jetzt geht die Darstellende Kunst über zur Bildenden Kunst.
Viktor Lee „Terrible Behaviour“
Dreizehn kleinformatige Bilder stellt er vor.
Er ist ein junger Autor, Schauspieler und Maler. Die Malweise ist zunächst expressiv und dann wieder ruhig. Er stellt die Augen als Protagonisten im Bild aus. Es zeigt eine Annäherung and die Unendlichkeit.
Eine vibrierende und zerbrechliche Welt.
Eine ockerbraune Masse vor dem schrecklichen Gesicht bis ein zartes Schiff sich im Wasser spiegelt. Aufmerksamkeit zieht ein Bild mit der absichtlich verzerrten Figur einer jungen Frau mit tätoviertem Körper auf sich. Der Kopf ist zu groß, leidende Blicke, Angst … Die Bilder zeigen die Maske der menschlichen Seele.
Das Leben ist einen großes Theater
Der Raum versinkt in flackerndem Kerzenlicht.
Theater: flüchtig, vergänglich und immer einmalig, wie das Leben.
Am Schluss:
Die Kunsttage waren sehr erfolgreich und hatten sehr viele Besucher.
Das Publikum war fasziniert und bezaubert vom Geschehen und dem Gesehenen.
Die Schauspielschule mit der Gruppe der Künstlerinnen und Künstler:
Nataliy Schenkmann, Arina Horte, Viktor Lee, Annika Höfer, Timo Maar haben mit Hilfe und Unterstützung von Tim Schaady eine unvergessliche Veranstaltung gezeigt und eine extra vorbereitete interaktive und performative Ausstellung mit 24 speziell für die Kunsttage gemalten Bildern von Nasaliy Schenkmann dargeboten. 13 Bilder von Viktor Lee haben ihre erste Präsentation für das Publikum gehabt. Die Performance mit Viktor Lee und seinen Texten, Regie führte Arina Horre. Darsteller waren Timo Mahr und Annika Höfer. Licht und Ausstellungsaufbau von Tim Schaady
Dank für die tolle Organisation geht an die Regisseurin der Kunsttage Anja Bogott.
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